Vom Kick-Off bis zum Product-Launch in nur 17 Monaten!
Mit Unterstützung ihrer Lehrer und in Kooperation mit der heimischen Firma Krug Kunststofftechnik aus Breidenbach, wurde eine Lunch-Box realisiert und kann ab sofort käuflich erworben werden.
Vom Kick-Off bis zum Product-Launch in nur 17 Monaten!
Schülerinnen und Schüler, die eine Ausbildung zum/rTechnischen Produktdesigner/-in absolvieren und aus großen Teilen Hessens und aus angrenzenden Regionen Nordrhein-Westfalens und von Rheinland-Pfalz zum Berufsschulunterricht in die Beruflichen Schulen Biedenkopf (bsb) kommen, haben im Rahmen eines Projektes eine Lunch-Box entworfen. Mit Unterstützung ihrer Lehrer und in Kooperation mit der heimischen Firma Krug Kunststofftechnik aus Breidenbach, wurde eine Lunch-Box realisiert und kann ab sofort käuflich erworben werden. Dabei bestanden die wesentlichen Anforderungen an das Produkt darin, dass die Lunch-Box aus nachwachsenden Rohstoffen, möglichst kostengünstig und wiederverwertbar sein sollte. Somit sollten die Auszubildenden neben den ökonomischen und technischen Aspekten die ökologische Seite betrachten.Bei der Herstellung von Kunststoffprodukten ist damit auch der Einsatz von biobasierten Kunststoffen zu prüfen. Für den alltäglichen Gebrauch gab es die wichtige Anforderung der Spülmaschinenfestigkeit.
Aus den Vorschlägen der Schüler haben die Mitarbeiter und Verantwortlichen der Krug-Gruppe ganz im Sinne eines erfolgreichen Kooperationsprojekts schließlich ein verkaufsfähiges Produkt erstellt.
Zur feierlichen Übergabe der ersten Lunch-Boxen an den Landkreis Marburg-Biedenkopf, konnte die Geschäftsleitung der Krug Gruppe, vertreten durch Thomas Krug (Geschäftsführer Formenbau), Jochen Krug (Geschäftsführer Kunststofftechnik) und Lars Kolbe (kaufmännischer Leiter),neben der Landrätin Kirsten Fründt, die Mitarbeiter/-innen der Kreisverwaltung Heike Wagner, Dr. Norbert Clement, Erich Weber, den Schulleiter der bsb Karl Heinz Schneider, die Lehre Uwe Unterderweide und Michael Blöcher-Ortmüller, sowie vom Gesundheitsamt Marburg Christiane Kappelhoff begrüßen.
Nach einer allgemeinen Vorstellungsrunde präsentierte Geschäftsführer Thomas Krug den Produktentstehungsprozess der Lunch-Box. Dabei erläuterte er, dass die jungen Leute im Unterricht in 7 arbeitsgleichen Projektteams mit jeweils 4-5 Schülerinnen und Schülern zunächst die Kundenanforderungen aus dem Lastenheft analysiert und die Umsetzung in einem Pflichtenheft selbständig erstellt hatten. Nach dem „Kick-off-Meeting“, bei dem noch offene Fragen geklärt wurden, startete das Projekt Lunch-Box. Mit den Methoden und Werkzeugen des modernen Projektmanagements erarbeiteten die Schülerinnen und Schüler Entwürfe zur Lunch Box, die sie einer Jury aus Fachleuten vorstellten. „Die Kreativität der Schülerinnen und Schüler, die Leidenschaft und die Professionalität, mit der die einzelnen Entwürfe präsentiert wurden, haben mich und die Mitglieder der Jury sehr beeindruckt“, so Thomas Krug. „Die Jury hatte nun die Qual der Wahl und musste sich für einen Entwurf entscheiden.“
Dem Gewinner-Team galt neben der Anerkennung auch die Gewissheit der Umsetzung ihres Produktes und die Fertigung einer nicht unbedeutenden Stückzahl an Lunch-Boxen. Hierzu hatte sich die Firma Krug Kunststofftechnik bereit erklärt, die Kosten für ein Spritzgusswerkzeug zu übernehmen. Dieses wurde von den Auszubildenden der Firma Krug hergestellt. So konnte am Ende des Projektes eine Lunch-Box, bestehend aus drei verschiedenen Einzelteilen und Farben, realisiert werden.
Dazu Landrätin Kirsten Fründt: „Wie wunderbar ist es zu sehen, dass es gelungen ist junge Menschen für neue Methoden der Produktgestaltung zu begeistern und ein nachhaltiges Projekt zu realisieren, welches in den kommenden Jahren in unserem Landkreis sinnvoll zum Einsatz kommen wird“.
Die Schülerinnen und Schüler waren durch die Praxisnähe des Projektes hoch motiviert. Sie konnten durch den regen Austausch mit den Ansprechpartnern der Firma Krug, denRohstofflieferanten aber auch innerhalb des Projekt-Teams während der Lernortkooperation sowohl ihre soziale als auch ihre kommunikative und fachliche Kompetenz deutlich verbessern.
„Der Kooperationspartner, Firma Krug, erhielt neue Ideen und Anregungen durch die Schülerinnen und Schüler, da diese nicht betriebsblind an die Lösung von Aufgaben gingen, sondern häufig unkonventionelle Lösungen entwickelten,“ so Lehrer Michael Blöcher-Ortmüller.
Schulleiter Karl Heinz Schneider sprach der Unternehmensleitung der Krug-Gruppe seinen Dank dafür aus, dass sie sich erneut als Kooperationspartner für ein Projekt zur Verfügung gestellt haben. „Dies“, so Schneider, „sei keine Selbstverständlichkeit, da hierfür Ressourcen in beträchtlichem Umfang benötigt werden.“ Sein Dank gilt auch den beteiligten Lehrkräften, die mit großem Engagement und fachlicher Kompetenz die Durchführung des Projektes ermöglichten.“
Die Unternehmensleitung der Krug-Gruppe überreichte die Lunch-Box und betonte dabei „dieses Projekt zeigt wie spannend Ausbildung sein kann. Neben der eigenverantwortlichen Planung und Umsetzung des Projektes konnten die Auszubildenden mit innovativen Biomaterialien arbeiten und ein zeitgemäßes Produkt herstellen“.
Der Landkreis Marburg-Biedenkopf und sein Fachdienst „Klimaschutz und Erneuerbare Energien“ haben nun 500 der Lunch-Boxen erhalten und bringen diese in den kommenden Monaten im Rahmen verschiedener Projekte zum Einsatz. So soll im Rahmen von Schulprojekten, die in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt Marburg-Biedenkopf durchgeführt werden, die Lunch-Box zum Einsatz kommen. Oder bei Großveranstaltungen wie dem „Tag der Landwirtschaft“ am 8.7.2018 soll sie einem größeren Publikum vorgestellt werden. Das Gesundheitsamt möchte die Lunch-Box im Rahmen der Gesundheitserziehung in den Schulen einsetzen, z.B. beim Projekt „Ernährungsführerschein“.
Während der Werksbesichtigung fand ein angeregter Austausch der Anwesenden statt.In der Gesprächsrunde mit den Beteiligten wurden weitere Möglichkeiten, die das aktuelle Produkt bietet, und Ideen für weitere Projekte beraten. Auch die Vor-und Nachteile im Einsatz von biobasierten Kunststoffen wurden besprochen.
Die Gruppe der biobasierten Kunststoffe kommt bei der Herstellung von Produkten in den letzten Jahren immer häufiger zum Einsatz. Je nach Anforderungsprofil werden dazu unterschiedliche Ausgangsmaterialien und Mischungen verwendet. Bei dem hier verwendeten Rohmaterial handelt es sich um ein Polyethylen (PE), welches aus zuckerhaltigen Pflanzen hergestellt wird und mindestens 94% der Gesamtmischung darstellt. Der restliche Anteil besteht aus einem petrochemischen Kunststoffanteil. Durch dieses Mischungsverhältnis wird gewährleistet, dass ein sehr hoher Anteil an CO2 gebunden wird, was hilft CO2-Emissionen aus der Produktion und dem Transport zu kompensieren. Dieser Nutzen und die Schonung der Ressource Erdöl bilden den ökologischen Vorteil bei der Verwendung von biobasierten Kunststoffen im Vergleich zu konventionellen Produktionsverfahren. In Fragen des Recyclings ist der hier verwendete biobasierte Kunststoff nicht vom Recyclingverfahren des konventionellen PE zu unterscheiden und kann über den gleichen Wertstoffkreislauf recycelt werden, da es sich um strukturgleiche Polymere handelt, die sich jedoch im stofflichen Ursprung wesentlich unterscheiden.
Um einer Fehleinschätzung entgegen zu wirken: Der verwendete biobasierte Kunststoff kann nicht in der Grünen Tonne, auf dem Kompost oder in einem Biomassezentrum zur Verrottung abgegeben werden. Das hier vorgestellte Produkt ist einem Kunststoffprodukt gleichzusetzen und kann nach einer möglichst langen Nutzungsdauer dem Recyclingprozess (Gelber Sack) zugeführt werden.
(Bericht: Karl Heinz Schneider)